Früher oder später beginnt eine Person wahrzunehmen, dass alles, was ihr geschieht, genau richtig ist, sich direkt bezieht auf wer sie ist; und was zu geschehen hatte, bestimmt war zu geschehen, und es eine kleine Rolle spielt in der Erfüllung ihrer Bestimmung. Wenn sie Schwierigkeiten hat, beklagt sie sich nicht länger — sie hat gelernt, nichts zu erwarten, hat gelernt, dass Verlust und Frustration ein Teil des Lebens sind und im richtigen Zeitpunkt kommen — sie fragt sich selbst vielmehr: weshalb geschieht dies?... womit sie meint: was kann ich daraus lernen, wie wird es mich stärken, mich bewusster machen? Sie lässt sich stärken, sie wächst, genauso wie sie sich entspannt und erfreut, wenn ihr das Leben freundlich gesinnt ist.
Gestärkt durch diese einfache Erkenntnis, dieses Bewusstsein, dass das Leben perfekt ist, dass alles im richtigen Moment geschieht, und dass sie immer die geeignete Person ist für die Situation, in der sie sich befindet, beginnt sie sich mehr und mehr im Einklang zu fühlen mit ihrer inneren Natur, und es fällt ihr immer leichter und leichter, das zu tun, von dem sie weiß, dass es für sie das richtige ist. Alle Zufallsbegebenheiten erscheinen ihr als beabsichtigt; alle beabsichtigten Begebenheiten nimmt sie ganz klar wahr als Teil des schaffenden Zufalls. Besorgnis beunruhigt sie selten; sie weiß, dass ihr Tod im richtigen Moment kommen wird; sie weiß, dass ihre Handlungen richtig sind und dass deshalb die daraus resultierenden Konsequenzen bestimmt sind zu geschehen. Wenn sie beunruhigt ist, dann realisiert sie, dass sie etwas nicht getan hat, das sie hätte tun sollen, eine unerfüllte Beziehung etwa, deren sie sich bewusst geworden ist, aber... Sie nimmt ihre Besorgnis als eine Mitteilung wahr, die ihr sagen will: hör auf zu zögern, wenn du dich high fühlen willst... Sie weiß, dass sie nicht mehr im Einklang ist mit sich selbst, weil sie sich selbst aus dem Einklang bringen liess; und weil sie weiß, dass sie fähig ist, beginnt sie zu handeln. Sie genießt ihr höheres Bewusstsein; aber nicht mehr die Unruhe, deshalb hört sie auf zu zögern und tut, was sie zu tun hat.
Sie lebt nicht in einem Zustand von Glückseligkeit, hat aber vielleicht doch das Gefühl, auf einen solchen zuzugehen — oder auf etwas zu. Sie weiß nicht, was es ist, nur dass es der Weg ist, den sie zu gehen hat, und die Reise dorthin ist das einzige Leben, das sie genießt. Es ist hart; es ist aufregend; es ist befriedigend, einsam, erfreulich, frustrierend, verwirrend, erleuchtend, real; es ist ihr Leben, das ist alles.
Sie akzeptiert es.
Früher oder später beginnt eine Person wahrzunehmen...

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Aus: Paul Williams "Lass los"
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