Geschichte 8: Die Geschichte von einem, der es genau wissen wollte

Einem Mann war die Frau gestorben, und er saß mit vielen Kindern da und wußte nicht, wie es weitergehen sollte. Er hatte keine Arbeit und konnte sie nicht ernähren. Da hat ihm ein Freund erzählt, es gebe einen Einsiedler in den Bergen, der wisse das Geheimnis, wie man aus Steinen Gold macht. Vielleicht könnte der ihm helfen.
Da sagte er: "Ja, zu dem geh´ ich hin."
Dann ist er hingewandert, hat ihn gefunden, fragte ihn: "Stimmt es, daß du weißt, wie man aus Steinen Gold macht?" Da sagte der: "Ja, das weiß ich."
"Und würdest du das verraten?"
"Ja, das tue ich auch. Du brauchst jetzt nur beim nächsten Vollmond ins übernächste Tal zu gehen und eine Stunde vor Mitternacht fünf große Kieselsteine suchen und sie auf Tannenreisig legen. Dann nimmst du diese fünf Kräuter hier - die Namen hab´ ich leider vergessen - streust sie darüber, zündest das Feuer an, und um Mitternacht ist aus den Steinen Gold geworden." Da hat er sich gefreut und hat sich auf den Weg gemacht, und als er eine Weile gegangen war, dachte er sich: "Das kann doch nicht alles sein. Er hat mir bestimmt etwas Wichtiges verschwiegen."
Dann ist er wieder zurück und hat gesagt: "Ich habe mir das überlegt. Das kann doch nicht alles sein. Etwas hast du mir sicherlich verschwiegen."
"Ja", sagte er, "du darfst nämlich während dieser Stunde, in der das Feuer brennt, nicht an einen weißen Bären denken."

Bert Hellinger

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